„Katar 2022 – Nicht unsere WM!“


Vom 21. November bis 18. Dezember 2022 soll in Katar die 22. Fußball-Weltmeisterschaft der Männer ausgetragen werden. In einem Land, in dem Homosexualität gesetzlich verboten ist; in einem Land, in dem Frauen systematisch benachteiligt werden; in einem Land, in dem Hunderttausende Arbeitsmigrant*innen – meist Bauarbeiter und weibliche Hausangestellte – unter elenden, teils sklavereiähnlichen Bedingungen schuften; in einem Land, in dem es keine politischen Parteien und keine allgemeinen Gewerkschaften gibt; in einem Land, in dem eine Familiendynastie herrscht und Kritik am Herrscherhaus unter Strafe steht.

Das alles haben die Funktionäre des Fußball-Weltverbandes FIFA gewusst oder wissen können, als sie im Dezember 2010 die WM an den Golfstaat vergeben haben. Gegen alle offiziellen Verlautbarungen haben sich die Menschenrechtslage wie auch die Arbeitsbedingungen für migrantische Arbeiter*innen seitdem nicht wesentlich verbessert. Im Gegenteil: In der Zwischenzeit sind Tausende von ihnen gestorben.

Die Verbindung zwischen dem Fußballweltverband und autokratischen Herrschern ist nicht neu, aber nun ist es zu viel. Wir können und wollen nicht akzeptieren, dass Tausende von Menschen ihre Gesundheit ruinieren oder ihr Leben lassen, damit wir einer Weltmeisterschaft unseres geliebten Sports beiwohnen können. Nein, das ist nicht unsere WM!

Wir werden deshalb nicht wie sonst Public Viewing anbieten. Stattdessen werden wir in der ersten Hälfte der Regionalligasaison 2022/23 eine Bande im Karl-Liebknecht-Stadion mit unserem Protest („Katar 2022 – Nicht unsere WM!“) anbringen und alternative Fußballaktivitäten vor und während des Turniers nach Kräften unterstützen, um auch in der Öffentlichkeit zu demonstrieren, dass wir uns den Fußball nicht von profit- und machtgierigen Funktionären und Potentaten ruinieren lassen.

Wir unterstützen die Forderung von Human Rights Watch, Amnesty International und anderen an die FIFA, einen Entschädigungsfonds in Höhe von mindestens 440 Millionen US-Dollar einzurichten, um Arbeitsmigrant*innen, deren Rechte in Katar verletzt worden sind, zu entschädigen. Das macht die Toten nicht lebendig, aber hilft, das Leid der Angehörigen etwas zu lindern. Und wir begrüßen die Bereitschaft des neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf, sich für einen Wiedergutmachungsfonds einzusetzen und sich daran zu beteiligen.