Mit absolutem Unverständnis haben wir die Entscheidung der Stadt Cottbus zur Kenntnis genommen, dem Verein Energie Cottbus die Aufnahme des Trainingsbetriebs zu genehmigen. Dieser begann bereits heute, gemäß Presseberichten. Genehmigt wurde zunächst ein Trainingsbetrieb mit Kleingruppen von max. sieben Personen zeitgleich. Dies widerspricht sowohl der bundesweiten Linie zur Kontaktsperre, als auch der Linie des Landes Brandenburg. Zwar sieht das Gesetz Sondergenehmigungen in begründeten Ausnahmefällen vor, aber hier wurde ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen, ohne dass hier auch nur ansatzweise über die Begründung der Ausnahmesituation informiert wurde.
In einer beispiellosen Krise mit mehr als 150.000 Infizierten und bisher mehr als 4.500 Toten ist es unverständlich, warum hier die Gesundheit der Beteiligten und damit auch aller weiteren Personen im familiären und beruflichen Umfeld zur Disposition gestellt wird. Und dies zu einem Zeitpunkt, wo erste Lockerungen in die Umsetzung erfolgen sollen, aber noch keine Erfahrungen über mögliche Konsequenzen vorliegen und allerhöchste Vorsicht geboten ist. Der Fußball in der vierten Liga sollte dabei keine Sonderrolle bekommen, im Gegenteil: Er sollte eine Vorbildrolle des Fairplays und der Solidarität für die Gesellschaft und gegenüber seinen sportlichen Konkurrenten einnehmen.
Wir fordern daher die verantwortlichen Entscheidungsträger der Stadt Cottbus und des Vereins Energie Cottbus auf, diese Entscheidung zu revidieren und der Gesundheit der Spieler, Trainer und der im Umfeld dieses Personenkreises lebenden Menschen entsprechend Rechnung zu tragen. Ebenfalls bitten wir die Landesregierung um Überprüfung dieses Vorgangs, insbesondere im Hinblick auf die Wirkung als Präzedenzfall.
Ferner fordern wir den zuständigen Ligaverband, den NOFV, auf, hier angemessen zu reagieren. Der NOFV hatte in einer Informationsveranstaltung für alle Vereine der Regionalliga Nordost am Donnerstag letzter Woche klargestellt, dass die Gesundheit der Spieler bei allen Entscheidungen höchste Priorität hat. Das wettbewerbsverzerrende Verhalten eines einzelnen Vereins darf vom Verband nicht hingenommen werden. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Informationsveranstaltung bereits der Antrag von Energie Cottbus offensichtlich gestellt war und auch schon letzte Woche positiv beschieden wurde. Sportliches Fairplay sieht anders aus. Und die Gesundheit aller Beteiligten als höchsten Wert zu beachten ebenfalls.
gez. Archibald Horlitz
Vorstandsvorsitzender
SV Babelsberg 03