Nach vierwöchiger Spielpause in der Regionalliga Nordost aufgrund der Corona-Pandemie haben sich am vergangenen Donnerstag der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) und Vertreter aller in der Staffel vertretenen Regionalligavereine in einer mehrstündigen Videokonferenz über die aktuelle Situation ausgetauscht. Selbstverständlich hätten sich alle Vereine eine sportliche Lösung für die laufende Saison gewünscht. Darüber gab es keinen Zweifel. Doch dass der NOFV den zweieinhalbstündigen Austausch mit der Einschätzung zusammenfasst, „die Mehrheit der Vereine sei bestrebt, den sportlichen Wettbewerb fortzusetzen“, wenn dieser zum 30. Juni zum Abschluss kommt, wird dem Stimmungsbild nicht gerecht. Tatsächlich hält die Mehrheit der Vereinsvertreter eine Fortsetzung der Saison für kaum möglich. Die Mehrheit der Vereine plädiert für einen Abbruch oder eine Annullierung der Saison. Sie sehen unter den aktuellen Umständen keine Voraussetzungen, die Saison zu Ende zu spielen.
Wenn der NOFV mehrheitlich ein Bestreben der Vereine für eine Saison-Fortsetzung wahrgenommen hat und dafür auch eine Verlängerung der Spielzeit über das reguläre Saisonende am 30. Juni für möglich hält, dann ignoriert er aus Sicht des SV Babelsberg 03 eine Reihe zahlreich vorhandener und auch vorgetragener wirtschaftlicher, arbeitsrechtlicher, logistischer, vor allem aber gesundheitlicher Aspekte.
Die Gesundheit von Spielern, Trainern, Betreuern, Schiedsrichtern und deren Angehörigen hat für den SVB oberste Priorität. Sehr sorgsam und strikt wurde daher in den vergangenen Wochen auf die Einhaltung von An- und Verordnungen geachtet. Strenge Hygienemaßnahmen, Abstandsregelungen sowie ein hohes Maß an Eigenverantwortung für die gesundheitliche Fürsorge werden auch in den kommenden Wochen und Monaten erforderlich sein. Dies ist in einem Ligabetrieb, der sportlich hochintensiv betrieben werden müsste, wenn innerhalb von sechs Wochen bis zu 13 Spiele absolviert werden sollen, unmöglich zu gewährleisten. Hinzu kommt aus gesundheitlicher Sicht bei der zu erwartenden Belastung nach mehrwöchigen reduziertem Training ein hohes Verletzungsrisiko für Spieler, das ein fürsorglicher Verein und Verband kaum verantworten kann.
Die wirtschaftlichen Folgen von Geisterspielen sind nicht zu stemmen. Darüber waren sich alle Regionalligavereine der Nordost-Staffel einig, sodass vom Präsidenten des FC Energie Cottbus ein finanzieller Ausgleich gefordert wurde. Ein Live-Streaming-Angebot des MDR, so begrüßenswert dies auch ist, wird das nicht leisten können. Ein Trainingsbetrieb ist nach wie vor nicht möglich; erste Empfehlungen für Verhaltens- und Hygieneregeln zur Nutzung von öffentlichen Sportstätten, schließen ein Mannschaftstraining aus, da die notwendigen Abstandsregeln schlichtweg nicht einzuhalten sind.
Statt eine Illusion zu schaffen, unter den aktuellen Umständen wäre eine Fortsetzung der Saison möglich, fordert der SV Babelsberg 03 den NOFV auf, die tatsächlich vorgetragenen Argumente der Vereine nicht länger zu ignorieren und in seinen öffentlichen Mitteilungen zu verschweigen, sondern für das aus unserer Sicht einzig sinnvolle Szenario einer Annullierung der Saison die nötigen Regelungen in Absprache mit den anderen Regionalverbänden, mit dem DFB und den zuständigen Landes- und Kommunalbehörden vorzubereiten.