Am 20. Juni 2018 feiert der ehemalige Rotation-Oberliga-Spieler, langjährige Mannschaftskapitän des SC Potsdam in der DDR-Liga und spätere Nachwuchstrainer von Motor Babelsberg und Babelsberg 03, Klaus Benkert, seinen 80. Geburtstag. Alle Vereinsmitglieder des SV Babelsberg 03 gratulieren recht herzlich!
Klaus Benkert wurde am 20. Juni 1938 in Potsdam geboren. Bis heute wohnt er in der Heinrich-Mann-Allee gegenüber der Landesregierung. Schon als Steppke, als die Heinrich-Mann-Allee noch Saarmunder Straße hieß, wohnte die Familie Benkert an gleicher Stelle.
Bereits als Schüler wurde Klaus Benkert mit dem Fußball-Virus infiziert. Mit seinen Klassenkameraden besuchte er Ende der 1940er Jahre regelmäßig den Karl-Liebknecht-Sportplatz zu Spielen der SG Babelsberg. Von der Heinrich-Mann-Allee durch die Friedhofgasse über den „Galgen“ genannten Übergang über die Gleise der S-und Fernbahn nach Berlin ging es mit dem Ball am Fuß – der Autoverkehr war gering – durch Alt Nowawes zum Sportplatz am Rande des Babelsberger Parks. Hier erlebte er unter anderem auch die historische 2:12-Niederlage der damaligen MV-Fußballer gegen Dresden Friedrichstadt zur Eröffnung der DDR-Oberliga 1949, als Babelsberg zunächst einmal Lehrgeld bezahlte, sich in der Folge aber in der höchsten Spielklasse der DDR etablierte.
Fußball blieb trotz der dramatischen Auftaktniederlage der Babelsberger Oberliga-Fußballer die wichtigste Freizeit-Beschäftigung im Leben der Kinder aus der Nachbarschaft an der Saarmunder Straße. Am Fuße des Brauhausbergs wurde auf einem improvisierten Bolzplatz nahezu täglich gekickt. Das Feld hatten die Jungs mit Sand markiert, zwei geeignete Bäume mit einer angenagelten Querlatte wurden zum Fußballtor. Das zweite Tor bestand aus nur einem Baum, der zweite Pfosten musste improvisiert werden. Da der Schulunterricht in der nahegelegenen Schule am Ravensberg am Nachmittag stattfand, wurde fast täglich bis halb eins gekickt, wenn die Sirene der Brauerei die Mittagspause signalisierte. Ab 13 Uhr begann der Unterricht.
Bis Anfang der 1950er Jahre wurde im Verein erst ab dem 14. Geburtstag gespielt. Am 20.06.1952, eben mit dem 14. Geburtstag, erschien Klaus Benkert im Rotations-Büro in der Karl-Gruhl-Straße bei „Manager“ Paul Bauschke, um seinen Mitgliedsantrag abzugeben. Er wurde in die dritte B-Jugend-Mannschaft der Schwarz-Weißen aufgenommen. Ab September 1952 begann der Spielbetrieb für den schmalen 14-Jährigen. Im ersten Spiel mit Klaus Benkert gewann Rotation in Beelitz mit 4:3. Das Talent des überwiegend im Angriff eingesetzten Benkert wurde schnell erkannt und ein Jahr später rückte er in die 2. B-Jugend auf. Wieder wenig später wurde er in die 1. B-Jugend berufen und spielte um die Bezirksmeisterschaft. Ab 1954 wurde Klaus Benkert in der 3. A-Jugend aufgeboten. In zwei Spielen, die Rotation mit 10:0 und 14:0 gewann markierte er sechs Tore. Nach nur zwei Monaten rückte er in die 2. A-Jugend auf und ab dem 19. November 1954 war er in der ersten A-Jugend Rotations angekommen.
In der Übergangsrunde 1955 – die Saison wurde auf den Jahres-Rhythmus umgestellt – deutete der Nachwuchs der Rotation-Fußballer seine Leistungskraft an. Mit 22:0 Punkten und 57:8 Toren wurde die BSG aus Babelsberg Erster einer stark besetzten Staffel. Im Herbst 1955 zeigten die ältesten Nachwuchskicker, was in ihnen steckt. Am 7. Oktober 1955 gewannen sie das Endspiel um den FDGB-Pokal ihrer Altersklasse im damaligen Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt) gegen Wissenschaft Halle mit 3:1.
1956 bestätigten die Rotationer diesen großen Erfolg: In einer Gruppe mit Jena (1:1), Lichtenberg (3:3), Zwickau (2:0) und Steinach (2:1) qualifizierte sich Rotation fürs Endspiel um die A-Jugend-Meisterschaft der DDR.
Gegen den zweiten Staffelsieger SC Aktivist Brieske Senftenberg gelang unter Trainer Paul Bauschke daheim auf dem Karl-Liebknecht-Sportplatz ein 3:0 Erfolg. Neben dem Ruhm gab es für die Nachwuchskicker eine Goldmedaille, Urkunden und für jeden Spieler zwei Trainingsanzüge sowie 14 Tage Urlaub im sächsischen Wildenthal.
Klaus Benkert hatte sich wie weitere Nachwuchskicker der BSG Rotation in den Fokus der Oberliga-Mannschaft gespielt. Er gehörte gemeinsam mit einigen Teamkameraden, u.a. Heinz Dreßler, Siegfried Aldermann und Helmut Salzwedel, ab 1957 zum Kader der Oberliga-Mannschaft, die in der höchsten Spielklasse zunehmend gegen den Abstieg kämpfte. Zunächst wurden die Nachwuchsspieler bei der Reserve eingesetzt, die vor den Oberliga-Spielen antrat. Auch im Rahmen von Freundschaftsspielen wurden die jüngeren Spieler an die erste Mannschaft herangeführt, wobei die Integration nicht schwer fiel. Man kannte sich entweder aus der A-Jugend oder die älteren Mitspieler wie die Gebrüder Gießler, Hans Schöne, Werner Hagen oder Harry Adam aus dem Trainingsbetrieb. Schließlich bestritt Klaus Benkert am 30. Juni 1957, zehn Tage nach seinem 19. Geburtstag, sein erstes Oberliga-Spiel für Rotation Babelsberg. In der Partie gegen Rot-Weiß Erfurt vor 5.000 Zuschauern obsiegte Rotation mit 4:2. Es folgten 1957 weitere zwei Oberliga-Spiele, in denen Klaus Benkert unter Trainer Helmut Jacob für Rotation zum Einsatz kam: In Leipzig und in Zwickau gingen die Kiezkicker allerdings jeweils mit 1:3 als Verlierer vom Platz. Rotation beendete die Saison 1957 auf Rang 11 (von 14 Mannschaften).
Parallel zum Trainings- und Spielbetrieb bei Rotation absolvierte Klaus Benkert ab 1953 eine dreijährige kaufmännische Ausbildung bei der Handelsorganisation (HO). Der Ausbildungsbetrieb war ein HO-Geschäft auf der Brandenburger Straße Ecke Jägerstraße. Der Chef hatte ein gewisses Verständnis für den jungen und talentierten Fußballer, der wiederum von den Möglichkeiten und Erfahrungen im Einzelhandel profitierte. In der schweren Zeit der 1950er Jahre ließen sich hin und wieder „Dinge“ organisieren oder „unter dem Ladentisch“ beschaffen. Auch im nächsten Schritt gingen berufliche und sportliche Entwicklung parallel. Nach abgeschlossener Ausbildung sollte für Klaus Benkert ein Studium an der Fachschule für Binnenhandel in Dresden folgen. Und so schloss sich Benkert für die Saison 1958 dem Oberliga-Kollektiv der SG Einheit Dresden an.
Für die Sachsen kam Klaus Benkert 1958 in 13 Partien in der Oberliga zum Einsatz und avancierte zum absoluten Stammspieler. Seine erste Meisterschaftspartie im Heinz-Steyer-Stadion absolvierte er am 20. April 1958 vor 12.000 Zuschauern gegen den 1. FC Weißenfels. Dresden gewann 2:0. Im dritten Spiel am 18. Mai 1958 unterlag Klaus Benkert mit Einheit Dresden bei seinem Heimverein Rotation vor 6.000 Zuschauern auf dem Karl-Liebknecht-Sportplatz mit 0:1. Seine ersten beiden Oberliga-Tore markierte er am 01. Juni 1958 mit einem Doppelpack beim 3:2-Heim-Erfolg über den SC Motor Jena. Ein weiteres Oberliga-Tor gelang Benkert am 31. August 1958 im Spiel beim SC Turbine Erfurt (2:2) im dortigen Georgij-Dimitroff-Stadion.
Obwohl Klaus Benkert noch ein weiteres Ausbildungsjahr an der Fachschule für Binnenhandel bevorstand und er zum Stammpersonal des abschließend Fünften der Meisterschaft und DDR-Pokalsiegers gehörte, hatte sich Klaus Benkert frühzeitig entschieden, für die Saison 1959 nach Babelsberg zurückzukehren. Neben der Sehnsucht nach der Heimat und der Unterstützung der alleinstehenden Mutter, Benkerts Vater war im Krieg geblieben, war mindestens unterschwellig wohl auch eine Motivation, den 1958 erfolgten Abstieg der Rotation-Mannschaft aus der Oberliga korrigieren zu können.
Es begann eine heute kaum vorstellbare Doppelbelastung aus Studium und Leistungsfußball. Nach der Studienwoche packte Klaus Benkert Freitag-Nachmittag seine Sachen und machte sich mit dem Zug auf nach Babelsberg. Über Berlin Ostbahnhof und mit der S-Bahn erreichte er frühen Sonnabend-Morgen Potsdam. Am Sonntag standen die Partien der DDR-Liga auf dem Programm. Bei Auswärtsspielen kam natürlich die An- und Abreise hinzu. Am Sonntag-Abend startete Benkert zurück Richtung Dresden. Um 22.30 Uhr fuhr der Zug von Berlin-Ostbahnhof, Dresden war morgens gegen drei erreicht. Durch ein von den Studienkollegen geöffnetes Fenster kletterte Benkert ins Internatszimmer. Um 7.30 Uhr begannen die Vorlesungen. „Meist konnte ich nur bis zum dritten Block folgen, bevor ich einschlief.“ schmunzelt Klaus Benkert heute.
Leider gelang es trotz aller Bemühungen 1959 nicht, den Abstieg aus der Oberliga zu reparieren. Nach einem durchwachsenen Start steigerte sich die Rotation-Elf im Saisonverlauf und es kam zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SC Chemie Halle und dem SC Aufbau Magdeburg. Die Hallenser waren bereits enteilt, doch mit dem 3:1 Heimerfolg über Aufbau Magdeburg hatte sich Rotation eine sehr gute Ausgangsposition für den Kampf um den zweiten Aufstiegsplatz verschafft. Klaus Benkert rätselt noch heute, was die Mannschaft in den letzten Partien gegen vermeintliche Underdogs derart lähmte, dass man daheim gegen Gera und Bautzen verlor und trotz eines abschließenden 3:2 Sieges gegen Meister Halle wegen eines fehlenden Pünktchens aufgrund der 14 Treffer schlechteren Tordifferenz hinter Magdeburg Dritter wurde. „An die Pfiffe der Zuschauer erinnere ich mich noch heute.“, gibt Klaus Benkert einen Einblick in seine Gefühlslage.
1961 folgte ein gravierender Wechsel. Die erste Mannschaft Rotations wurde auf Geheiß der Parteileitung zum neu gegründeten SC Potsdam delegiert, der fortan den DDR-Liga-Platz der BSG Rotation einnahm. Wer wie Klaus Benkert weiter leistungsorientiert Fußball spielen wollte, musste den Wechsel wohl oder übel mitmachen. 1962 wurde Klaus Benkert beim Sportclub zum Kapitän gewählt und in der DDR-Liga auf nahezu allen Positionen einschließlich im Tor eingesetzt. Zwischen November 1962 und Mai 1968 absolvierte Benkert alle 163 Punktspiele, die in diesem Zeitraum stattfanden. Dies war nur möglich, weil Benkert Spielsituationen gut antizipierte und mit einem sehr guten Stellungsspiel überzeugte. „Zweikämpfe und das Kopfballsiel gehörten nicht zu meinen besonderen Tugenden.“, sagt Benkert über sich selbst. Dafür blieb er während seiner Laufbahn weitgehend frei von gravierenden Verletzungen. War er als Jugendlicher noch als Rechtsaußen und später im offensiven Mittelfeld eingesetzt worden, hatte sich seine Rolle im Laufe der Jahre verändert. Als Libero dirigierte er seine Verteidiger und perfektionierte die Abseitsfalle.
Beruflich war Klaus Benkert nach der Rückkehr aus Dresden wieder für die HO tätig und arbeitete nun in der Verwaltungsabteilung in der Dortu-Straße. Viermal die Woche wurde am Nachmittag trainiert, die HO stellte ab 13.30 Uhr fürs Training frei. Nach dem Training der ersten Mannschaft übernahm Klaus Benkert bereits zu seiner aktiven Zeit Aufgaben im Babelsberger Nachwuchs und trainierte ab 1961 die Knaben (D-Jugend) und Schüler (C-Jugend), unter anderem gemeinsam mit dem legendären Heinz „Schupo“ Tietz. Er bildete sich entsprechend fort und erwarb die Übungsleiterstufen I, II, III. Zusätzlich absolvierte er ein pädagogisches Grundstudium.
Nach zunächst guten Platzierungen ging es für die SC-Elf vom Babelsberger Park ab Mitte der 1960er Jahre bergab. 1966 beendete die Partei das Experiment des Sportclubs. Die erste Mannschaft wurde nun der BSG Motor Babelsberg zugeschlagen, der Betriebssportgemeinschaft des VEB Lokomotivbau Karl Marx, später VEB Maschinenbau Karl Marx Babelsberg.
1968 hängte Klaus Benkert nach 556 Spielen und 103 Toren für die ersten Männermannschaften von Rotation Babelsberg, des SC Potsdam und von Motor Babelsberg die Töppen an den sprichwörtlichen Nagel und wechselte als hauptamtlicher Nachwuchstrainer und später Instrukteur für Jugend und Sport zum VEB Maschinenbau Karl Marx bzw. zur BSG Motor. Parallel zu seiner neuen beruflichen Aufgabe spielte er für die Motor Reserve in der II. Männer (bis 1972) und noch bis 1991 bei den Alten Herren.
Ab 1968 betreute Klaus Benkert mit großem Engagement für 30 Jahre die B-Jugend-Mannschaften des SVB. In dieser Zeit holten seine Mannschaften zahlreiche Titel, u.a. neun Mal die Meisterschaft des Bezirks Potsdam und acht Pokalsiege. Eine Episode blieb das Traineramt 1975/76 in der DDR-Liga, als Klaus Benkert kurzfristig bei den ersten Herren einsprang, sich aber gleichzeitig die Zusage geben ließ, nach einem Jahr zu seinem Nachwuchs zurückkehren zu dürfen.
Während seiner langjährigen Tätigkeit im Nachwuchs von Motor und Nulldrei prägte Klaus Benkert eine ganze Generation des Babelsberger Fußballs, deren Namen bis heute einen guten Klang in der Potsdamer Sport-Familie haben: So gingen u.a. Rainer Nitzsche, Ingo Kahlisch, Dankmar und Frank Edeling, Sven Thoß und die Hecht-Brüder sowie die Torwächter Rainer Köpnick und Olli Herber durch Benkerts Schule an der Babelsberger Sandscholle. Legendär waren unter den Eleven die jährlichen Abschlussfahrten ins Ausland, vor der Wende u.a. in die Sowjetunion, nach Polen oder in die CSSR. Nach dem politischen Wandel 1989/90 ging es nach Italien, Frankreich, Spanien usw. und als Höhepunkt und quasi zum Abschluss Ende der 1990er Jahre in die Potsdamer Partnerstadt Sioux Falls in den USA. Der akribische Statistiker Klaus Benkert vermerkte insgesamt 2.265 Spiele, die er als verantwortlicher Trainer betreute.
Neben seinen Verpflichtungen als Nachwuchstrainer übernahm Klaus Benkert zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben als Staffelleiter im Bezirksfachausschuss (BFA) Fußball, in der Nachwuchskommission der BFA und später als Nachwuchsleiter von Motor Babelsberg und Babelsberg 03. Über Jahre hinweg verwaltete Klaus Benkert als Kassenwart der Nachwuchsabteilung die Finanzen und Beiträge, wobei ihm seine Ausbildung im Einzelhandel sicher zugute kam. Er wirkte Ende der 1990er Jahre als Vorstandsmitglied des SV Babelsberg 03 am sportlichen Aufschwung des Babelsberger Fußballs mit.
Für sein vielfältiges und unermüdliches Engagement wurde Klaus Benkert vielfach geehrt und ausgezeichnet. Er war und ist ein aufmerksamer Beobachter der Fußballspiele im Karl-Liebknecht-Stadion und als Mitglied des Ehrenrates weiterhin eine wichtige Stimme beim SVB.
Lieber Klaus Benkert, die Nulldrei-Familie wünscht Dir zu Deinem 80. Geburtstag alles Gute, vor allem natürlich Gesundheit und Freude bei den Spielen unseres SV Babelsberg 03. Dein uneigennütziges und hochengagiertes Wirken für den Babelsberger Fußball verdient höchste Anerkennung und Wertschätzung.