Offener Brief der NULLDREI-Stadionheft-Redaktion an Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz


In einem offenen Brief wendet sich die NULLDREI-Stadionheft-Redaktion nach der jüngsten Kritik des Trainers des FC Energie Cottbus, Claus-Dieter Wollitz, an den Heften der NULLDREI-Redaktion an selbigen, um zur Berichtigung bzw. Aufklärung beizutragen.


Sehr geehrter Herr Wollitz,

in Verbindung mit dem Landespokalfinale am Pfingstmontag, 21.05.2018, im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion haben Sie sowohl vor dem Endspiel als auch auf der anschließenden Pressekonferenz die Verantwortlichen für das Babelsberger Stadionheft „NULLDREI“ kritisiert. Sie bezogen Ihre Kritik auf vermeintlich herabwürdigende, beleidigende und provokative Beiträge in den Stadionheften des SVB zum Meisterschaftspunktspiel im April 2018 und eben zum Landespokalfinale am Pfingstmontag, die sich auf den FC Energie Cottbus sowie auf die Stadt Cottbus und die ganze Lausitz bezogen hätten. Wir möchten hiermit gern zur Berichtigung bzw. Aufklärung beitragen.

Zunächst einmal müssen wir uns aber für das überaus unsportliche Verhalten einiger Besucher des Endspiels um den brandenburgischen Landespokal entschuldigen. Unser Trainer Almedin Civa hat hierfür die richtigen Worte in der Pressekonferenz nach dem Spiel gefunden, denen wir uns nur anschließen können. Es ist hochgradig bedauerlich, dass ausgerechnet im Karl-Liebknecht-Stadion die Werte des SVB im Speziellen wie auch des Sports im Allgemeinen von einigen Babelsberger „Krawallbrüdern“, die sich selbst vermutlich als „Kategorie C“-Fans bezeichnen würden, derartig mit Füßen getreten wurden. Respekt vor dem Gegner ist eine Grundvoraussetzung für den sportlichen Wettstreit, dem sich die NULLDREI-Stadionheft-Redaktion ausdrücklich verpflichtet fühlt. Wir gratulieren Ihnen und Ihrer Mannschaft in diesem Sinne zum Landespokalsieg und nunmehr auch zum Aufstieg in die Dritte Liga.

Im Hinblick auf Ihre wiederholte Kritik am Babelsberger Stadionprogramm NULLDREI müssen wir Ihre Behauptungen allerdings deutlich und unabhängig von den beschämenden Ereignissen beim Pokalfinale klarstellen. Es liegt den beteiligten ehrenamtlichen Stadionheft-Redakteuren des SVB absolut fern, den Gegner zu verunglimpfen oder zu beleidigen. Das Stadionheft, das in der vorliegenden Form seit 2003 zu Heimspielen des SVB erscheint, ist bisher noch nie in dieser Form charakterisiert worden.

Die Gastvorstellung des FC Energie Cottbus beim Meisterschaftspunktspiel im April 2018 befasste sich mit den zumindest im Ostteil unseres Landes bekannten Cottbuser Keksen und ihrer Verwendung für den sogenannten „Kalten Hund“. Darüber hinaus beschäftigte sich die Gastvorstellung mit den Bremer Stadtmusikanten und würdigte nach unserer Auffassung die sportlichen Leistungen Ihrer Mannschaft bis zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaftsspielzeit. An welcher Stelle des Textes Sie eine Beleidigung, Herabwürdigung oder Provokation des FC Energie, der Stadt Cottbus oder gar der ganzen Lausitz wahrgenommen haben wollen, wie Sie es in der Pressekonferenz am 18.05.2018 nachdrücklich behaupteten, erschließt sich in keiner Weise. Der durch Sie geäußerte Vorwurf ist schlicht unhaltbar.

In der Pressekonferenz nach dem Landespokalspiel am 21.05.2018 nahmen Sie Anstoß am Cover-Bild des Stadionheftes zum Endspiel, auf dem ein Cottbuser Spieler mit Glatze abgebildet gewesen sei. Keiner Ihrer Spieler hätte eine Glatze, stellten Sie fest. Hierzu erlauben Sie uns anzumerken, dass auch Babelsberger Spieler regelmäßig mit Glatze gezeichnet werden und hieraus unseres Erachtens keinerlei Rückschluss auf politische Überzeugungen möglich ist. Immerhin trug auch einer der bekanntesten Cottbuser Fußballer der Neuzeit, Thoralf Konetzke, kein Haupthaar.

Darüber hinaus behaupteten Sie, im Stadionheft zum Pokalendspiel wäre der FC Energie Cottbus erneut als „braune Soße“ bezeichnet worden. Diese Behauptung kann so nicht stehen bleiben. Vielmehr wurde in der Gastvorstellung auf das @-Zeichen, den Topfenstrudel, den Strudeltopf und das größte Brackgewässer, die Ostsee, sowie den bei Cottbus entstehenden gleichnamigen Ost-See Bezug genommen. Wörtlich heißt es im Stadionheft:

„Brackwasser. Klingt nach schalem Bier, ist aber eigentlich über den Salzwasseranteil definiert. Irgendwo zwischen einer halben und dreißig Promille Salzgehalt, also zwischen Süß- und Salzwasser. Eine klassische Flussmündung ist wohl charakteristisch für den Sachverhalt. Auch obiger Tümpel wird erst, kommt Zeit, kommt Regen, zu Brackwasser verdünnt. Das mit angrenzender Sicherheit wahrscheinlich bekannteste und ohne Frage größte Brackgewässer ist das Baltische Meer, den meisten als Ostsee lieb und teuer. Weil aber der Lausitzer pragmatisch und nicht zuletzt recht heimatverbunden ist, schaufelt er sich seine eigene Ostsee. Den Ostsee. Immerhin neunzehn Quadratkilometer groß soll das künstliche Gewässer im ehemaligen Braunkohletagebau Cottbus-Nord werden. Ob wir zum nächsten Auswärtsspiel darin planschen können, wird zum einen davon abhängen, wann wir uns wiedersehen, und zum anderen, wann sich die aufgewühlte braune Brühe beruhigt hat.“

Um hier eine Herabwürdigung oder Beleidigung des FC Energie Cottbus, der Stadt Cottbus oder gar der ganzen Lausitz zu finden, bedarf es schon einer sehr ausgeprägten Fantasie oder eines sehr speziellen Selbstbildes. Die mit der Flutung der Tagebaue einhergehende Verockerung, also die braune Verfärbung des Wassers, ist eine geologische Tatsache, die in keinen politischen Zusammenhang passt. Wir stellen deshalb nochmals gern und aufrichtig fest, dass wir weder den FC Energie Cottbus, die Stadt Cottbus und auch nicht die ganze Lausitz in dem durch Sie unterstellten Sinne als „braune Soße“ verunglimpft, beleidigt oder herabgewürdigt haben.

Lassen Sie uns abschließend erklärend erläutern, wie wir unsere Aufgabe als Stadionheft-Redaktion verstehen: Wir wollen mit unserem Stadionprogramm gleichzeitig informieren und unterhalten. Dabei soll der Fußball in seiner ganzen Bandbreite als sportliches und kulturelles Ereignis mit einem hohen gesellschaftlichen Stellenwert auch kritisch gespiegelt werden. Wir wollen keine Spielberichte, die sich ausschließlich aus Mannschaftsaufstellung, Torschützen und Spielminuten zusammen setzen. Und wir wollen keine zusammenkopierten, bei Wikipedia abgeschriebenen Beiträge über unsere Gäste veröffentlichen. Vielmehr bemühen wir uns um lesenswerte Texte, die Pflege des deutschen Sprachgebrauchs und eine klare Haltung für Fairplay und respektvollen Umgang miteinander. Das dieses Bemühen und die Umsetzung Anklang finden, zeigen die beiden Auszeichnungen als bestes Stadionheft der Dritten Liga in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13.

Es mag sein, dass das Babelsberger Stadionheft Ihren Erwartungen nicht entspricht, dennoch sind die geäußerten Vorhaltungen unzutreffend und entbehren jeder Grundlage. Wir würden uns freuen, wenn Sie die vorstehenden Zeilen dazu anregen, Ihr Urteil über das Babelsberger Stadionheft zu überdenken.

Mit freundlichen Grüßen

NULLDREI Stadionheft-Redaktion