RL Nordost, 9. Spieltag: Babelsberg 03 vs. TSG Neustrelitz

 

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Vorbericht

Die Lage: Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl diese Saison. Nach einem sportlichen Abstieg tritt nicht etwa eine Tristesse ein, die ich zumindest bei mir hätte erwarten können, sondern genau das Gegenteil passiert. Die Aufbruchsstimmung, die ich neben den neuen Vereinsgremien vor allem auf den positiven Charakter dieser Mannschaft zurückführe, konnte nicht mal durch vier Spiele mit nur einem Punkt ins Wackeln gebracht werden. Nach dem eher schwachen Spiel gegen Jena, bei dem erstmals auch am Charakter einzelner Spieler gezweifelt wurde, zeigten gerade diese Spieler eine sofortige kämpferische Reaktion in Rathenow und so gewann die Mannschaft das insgesamt aber eher schwache Spiel verdient mit 2:0. Besonders hervorheben muss man dabei das Spiel gegen den Ball und die gute defensive Raumaufteilung, so dass sich die Offensive der Männer von Ingo Kahlisch außer Fernschüssen kaum eine Chance erspielen konnte. Das I Tüpfelchen war das umjubelte Kontertor in der Nachspielzeit durch Laurin von Piechowski, der aus der A-Jugend kommend den Sprung in den Männerbereich offensichtlich schaffen kann, auch wenn ihm seine Nervosität ab und zu noch anzumerken ist. Diese Truppe nimmt aber jeden Spieler im Kader mit, was sich auch beim Jubel nach dem Spiel zeigte, als der leider verletzte Stammtorhüter Martin Gladrow in der Spielertraube mit den rund 400 Nulldreifans mitfeierte. Da ist schon jetzt was am Wachsen … Nach diesem Sieg steht Nulldrei nun mit 13 Punkten wieder im vorderen Mittelfeld der Tabelle. Nach dem kommenden Spiel gegen Regionalliga-Mitfavorit Neustrelitz stehen dann die vielleicht vorentscheidenden Spiele gegen mögliche Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt an. Erst danach lässt sich dann wohl endgültig sagen, ob der Abstiegskampf überhaupt noch Thema in dieser Saison sein wird. Man kann glaub ich ganz guter Dinge sein, sich von den hinteren Plätzen fernzuhalten, wo sich derzeit Hertha BSC II und Lok Leipzig befinden. Die Sachsen stehen mit nur einem Punkt schon mit dem Rücken zur Wand und hatten schon letzte Woche Trainer Hänsel entlassen. Na ja, meine Trauer hält sich in Grenzen. An der Tabellenspitze setzt sich schon leicht ein Trio mit dem BAK, Neustrelitz und Union II ab, wo alle drei Mannschaften als einzige in dieser sonst recht ausgeglichenen Liga so etwas wie Konstanz zeigen, aber auch Halberstadt, Jena und Magdeburg könnten noch in den Meisterschaftskampf eingreifen.

Das Spiel: Am Freitag um 19 Uhr empfängt der SV Babelsberg 03 die TSG Neustrelitz zum 9.Spieltag der Regionalligasaison zu einem weiteren Flutlichtspiel. Das letzte Aufeinandertreffen beider Vereine datiert noch aus dem Jahr 2007 als die Nulldreier endlich als Meister der Oberliga den Aufstieg feierten. Trainer unserer Equipe war damals Rastislav Hodul, der bis zur letzten Saison die Mannschaft aus Neustrelitz betreute und auf diesen positiven Weg führte, den nun der ehemalige Bundesligaprofi Thomas Brdaric weiterführt. In den vier Oberliga-Jahren von 2003 bis 2007 gewannen die Nulldreier gegen die TSG fünf Partien und spielten drei Mal Unentschieden. Auffällig dabei ist, dass die drei Unentschieden allesamt in Babelsberg zustande kamen.

Letzte Aufstellung unserer Nulldreier: Feber – Mihm, Rode, Prochnow, Zimmer – Sindik – Fustal, Schwarz, Becker – Druschky, Albrecht

Der Gegner: Die Geschichte: Die Ursprünge der TSG gehen ins Jahr 1931 zurück als aus der Zusammenlegung der ersten zwei ersten Fußballvereinen der Stadt die SG Corsa Viktoria Neustrelitz wurde, die bis Kriegsende auch unter diesem Namen erhalten blieb. Nach dem Krieg entstand in der Saison 1949/50 die BSG Empor Neustrelitz, die in den 50er Jahren eine gute Rolle im Bezirk Neubrandenburg spielen sollte und im Jahr 1958 auch erstmals in die zweithöchste Spielklasse, die DDR Liga, aufsteigen konnte, allerdings sofort wieder abstieg. Mitte der 60er Jahre wurde man mehrfach Meister der Bezirksliga Neubrandenburg, aber schaffte nur 1964 den wiederholten Aufstieg. In der folgenden Saison sorgte man für Aufsehen als man im FDGB-Pokal bis ins Achtelfinale vordrang und dort dem damaligen DDR Meister Motor Jena nach tollem Pokalkampf nur knapp mit 1:2 unterlag. In der Meisterschaft musste man jedoch wieder den Abstieg verkraften. Das gleiche Schicksal ereilte den Verein, der 1975 in TSG Neustrelitz umbenannt wurde, dann auch wieder 1977 als man direkt wieder abstieg. Ein kurzes Hoch Ende der 70er Jahre mit zwei Jahren in Folge in der in zwei Staffeln neu eingeteilter DDR Liga, folgte danach der endgültige Abstieg, und so mussten sich die Fans in den 80er Jahren durchgängig mit vorderen Plätzen in der Bezirksliga zufriedengeben. Nach der politischen Wende konnte die TSG zunächst nicht an alte Erfolge anschließen, aber ähnlich wie in Babelsberg ging es ab Mitte der 90er Jahre aufwärts und so konnten zwei Aufstieg in Folge gefeiert werden, so dass man 1997 in die Oberliga aufstieg, in der man sich aber nur zwei Jahre halten konnte und dabei illustre Kurzzeittrainer vorweisen konnte, wie Jürgen Bogs, der aber nach Erfolglosigkeit auch wieder relativ schnell gehen musste. In der Verbandsliga unter Trainer Gernot Alms gelang im Jahr 2002 dann der erneute Aufstieg in die Oberliga, in der man in späteren Jahren auch mehrmals auf die Nulldreier traf, aber dabei kein einziges Mal gewinnen konnte und sich überwiegend in den unteren Tabellenregionen wiederfand. Dennoch etablierte sich die TSG in diesen Jahren endgültig in der vierthöchsten Spielklasse und war ohnehin schon vorher zur zweiten Kraft in Mecklenburg hinter dem FC Hansa Rostock aufgestiegen, sowohl sportlich als auch vom Fanaufkommen. Im Jahr 2007 gewinnt man erstmals den Landespokal, den man später noch mehrmals holen wird und dabei vor allem in der letzten Saison 2012/13 unter Trainer Hodul mit einem überzeugenden 3:0 gegen Hansa Rostock euphorisch feiern konnte. Seit zwei Jahren befindet sich die TSG nach der Ligareform in der Regionalliga, da Platz 4 in der Oberliga 2012 zu diesem kleinen Aufstieg berechtigte. Seit diesem Jahr ist Thomas Brdaric der neue Trainer der Norddeutschen.

Die Mannschaft: Die TSG hatte sich unter Trainer Hodul bereits stark weiterentwickelt. Jetzt ging man mit neuem Trainer und einigen interessanten Neuzugängen für viele Experten als Geheimfavorit in die neue Saison, auch wenn offiziell noch nicht das Ziel Meisterschaft oder gar Aufstieg genannt wird. Das erste Saisonspiel war dann gleich ein Highlight im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg, dem man sich erst in der Verlängerung geschlagen geben musste. In der Liga startete man mit einem Punkt aus den ersten zwei Spielen nicht optimal (Niederlage in Rathenow übrigens), aber danach folgten sechs Siege in Folge, und so ist man nun der härteste Verfolger des BAK. Die besten Torschützen sind (wie es sein sollte) die beiden Stürmer Jovanovic (5 Tore) und Medjedovic (4), aber auch aus dem offensiven Mittelfeld entsteht immer wieder Torgefahr, vor allem durch den spielstarken Toni Fuchs ( „Dribbel-Fuchs“ meint deren Stadionsprecher), aber auffällig dabei ist auch wie schnell und weit die Außenverteidiger (Novy und Kaiser) aufrücken und sehr gute Flanken auf die beiden kopfballstarken Stürmer schlagen. Kaiser tritt mit seinem starken linken Fuß auch die meist gefährlichen Eckbälle. Die TSG operiert dabei mit nur einem echten Sechser (Kai Hempel) vor der Abwehr. Die nur fünf Gegentore bisher zeigen aber, dass die offensive Ausrichtung nicht auf Kosten der Stabilität in der Defensive geht, wobei man dennoch in den Auswärtsspielen bisher immer ein Gegentor hinnehmen musste. In der Abwehr spielt neben Thomas Franke der uns gut bekannte Rico Morack in der Innenverteidigung, der auch gleichzeitig Kapitän der TSG ist. In Babelsberg wird Brdaric sicher sein Team auf Sieg spielen lassen, was aber vielleicht Kontermöglichkeiten gegen die nicht immer völlig sattelfeste Abwehr der Norddeutschen zulässt. Fakt ist aber, dass man zunächst einmal diesen Neustrelitzern vor allem auf den Außenbahnen keinerlei Platz für ihre Flankenläufe lassen sollte und den sehr spielstarken Fuchs im Griff haben muss. Aus diesen Offensivaktionen der Außenverteidiger ergeben sich aber möglicherweise auch Lücken für unser eigenes Konterspiel. Auf jeden Fall sollte man die TSG nicht ins Rollen kommen lassen, da sich dieses Team wie beim 5:0 gegen Plauen auch schnell in einen Rausch spielen kann. Das wird jedenfalls ein hartes Stück Arbeit für unsere junge Truppe, die aber mit läuferischem Engagement und cleverer Taktik diesen Gegner knacken kann, denn Schwachstellen sind durchaus defensiv bei der TSG auszumachen.

Letzte Aufstellung Neustrelitz: Bittner – Novy , Morack, T. Franke, M. Kaiser – Hempel, Mandiangu, Skoda , Fuchs – Medjedovic , V. Jovanovic

Der Trainer: Thomas Brdaric
Die taktische Ausrichtung: 4-4-2 System
Das Saisonziel: im Vorderfeld mitspielen, insgeheim aber sicherlich Aufstiegshoffnungen

Die letzten Spiele:
7.Spieltag 1.FC Magdeburg – TSG Neustrelitz 1:2 (0:0); Tore: 0:1 Wunderlich (65.), 1:1 Beck (67.), 1:2 Jovanovic (94.); Zuschauer: 5287
8.Spieltag TSG Neustrelitz – Hertha BSC II 1:0 (0:0); Tore: 1:0 Fuchs (73.); Zuschauer: 989

Die Tabellensituation: Platz 2 mit 19 Punkten aus 8 Spielen
Die Vereinsanschrift: TSG Neustrelitz e.V., Pappelallee 17 (Am Parkstadion), 17235 Neustrelitz
Telefon: 0 39 81-44 74 11; Fax: 0 39 81-25 66 84
E-Mail: info@tsg-neustrelitz.de
Die Internetseite: http://www.tsg-neustrelitz.de/

Die letzten direkten Punktspielvergleiche:
13.09.2006 TSG Neustrelitz – SV Babelsberg 03 0:1 (0:1); Tore: 0:1 Donkor (01.); Zuschauer: 500
17.03.2007 SV Babelsberg 03 – TSG Neustrelitz 0:0; Tore: Fehlanzeige ; Zuschauer: 1208

Fazit: Mit der TSG Neustrelitz kommt ein harter Brocken auf unsere junge Truppe zu, die für viele Experten ähnlich wie unser letzter Gegner aus Jena als Mitfavorit um die Meisterschaft in die Saison ging und diese Vorschusslorbeeren zuletzt mit sechs Siegen in Folge auch eindrucksvoll bestätigen konnte. Die TSG spielt aus einer kompakten Defensive, hat aber ihre großen Stärken vor allem in der Offensive. Dennoch ist man verwundbar, wie die Gegentore in jedem der vier bisherigen Auswärtsspiele zeigen. Stehen die Nulldreier in der Abwehr sicher, arbeiten im defensiven Mittelfeld gut gegen den Ball und setzen den ein oder anderen guten Konter, ist eine Überraschung durchaus machbar. Ein Punktgewinn wäre aber sicherlich auch schon ein Teilerfolg.

Allez les bleus