In der vergangenen Woche wurden nach langer und akribischer Vorbereitungszeit die Unterlagen für die Anerkennung der Nachwuchsausbildung beim SVB als Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) an den DFB gesendet.
Zusammen mit dem Initiator und Nachwuchsleiter Enrico Große erarbeiteten der Sportliche Leiter Almedin Civa, Aufsichtsratsmitglied Steve Müller und der Geschäftsstellenleiter des SVB Björn Laars die Voraussetzungen für die Beantragung des NLZ.
Bereits vor sechs Jahren gründete der SV Babelsberg 03 unter Regie von Enrico Große das erste vereinseigene Internat. Anfangs wohnten drei Spieler in einer eigens angemieteten Wohnung im Wohngebiet Schlaatz. Aktuell sind neun Spieler in einem familiär eingerichteten und vom Landesjugendamt genehmigten Einfamilienhaus untergebracht, die von Kerstin Siebert und Enrico Große betreut werden. Das Internat wird in Eigenregie betrieben und nicht – wie andere in Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus ansässige Sportinternate – durch den Landessportbund oder Landesfachverband finanziell unterstützt.
Auch weitere Angebote der Babelsberger Nachwuchsabteilung wie das Fördertraining und der Nachhilfeunterricht wurden in den letzten Jahren ins Leben gerufen. Denn bei Babelsberg 03 steht neben dem Ziel, Spieler für den Einstieg in unsere erste Mannschaft und somit für den professionellen Fußball auszubilden, die persönliche Weiterentwicklung jedes einzelnen Nachwuchskickers im Vordergrund. Durch entsprechende Kooperationen ist es möglich, schulische Bedürfnisse mit den sportlichen Anforderungen in Überseinstimmung zu bringen.
Nachwuchsleiter Enrico Große: „Das NLZ wäre nun endlich das logische Ergebnis einer über Jahre hinweg qualitativ und quantitativ gesteigerten Nachwuchsarbeit. Durch die strukturierten und vorausgesetzten Parameter für ein Nachwuchsleistungszentrum durch den DFB kommen wir unserem Ausbildungsauftrag des Vereins immer näher, Spieler für die 1. Mannschaft zu entwickeln. Trotz vieler Hindernisse in der Vergangenheit, ist schon der Antrag an den DFB ein Lob für alle, die dort intensiv mitgearbeitet haben.“
Mit dem Umbau des Karl-Liebknecht-Stadions und der Schaffung eines modernen Kunstrasenplatzes, zusätzlicher Kabinen sowie weiterer dem Sport dienender Veränderungen wurden Bedingungen für die Anerkennung geschaffen. Unser Dank gilt hierbei der Landeshauptstadt Potsdam, dem Land Brandenburg und natürlich dem Bund für die Bereitstellung der Konjunkturmittel.
Aufsichtsratsmitglied Steve Müller: „Obwohl wir uns zu Beginn mit infrastrukturellen Problemen auseinandersetzen mussten, wurde mit dem gestellten Bauantrag der Landeshauptstadt Potsdam zur Errichtung eines Sportplatzes am Babelsberger Park der erste Schritt zur Entlastung des gesamten Babelsberger Fußballs getan. Großer Dank gilt an dieser Stelle dem Oberbürgermeister Jann Jakobs, Harald Kümmel sowie Sportamtsleiter Torsten Gessner. Langfristig wollen wir gemeinsam die Bedingungen in Babelsberg und Potsdam für den Leistungs- und Breitensport verbessern.“
Mittlerweile spielen über 200 Nachwuchsspieler beim SV Babelsberg 03, die von über 30 größtenteils ehrenamtlich tätigen Trainern, Übungsleitern und Mannschaftsleitern bestens betreut und ausgebildet werden. Auch hier muss der SV Babelsberg 03 alle anfallenden Kosten selbst aufbringen und kann nicht auf Lehrertrainer zurückgreifen, die beispielsweise an der Sportschule Potsdam, Frankfurt und Cottbus tätig sind und das obwohl der SV Babelsberg 03 neben Energie Cottbus der erfolgreichste Fußballverein Brandenburgs ist.
Björn Laars: „ Die Entscheidungsträger im Land wie bspw. FLB, LSB und das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) müssen die Förderung im „Fußball männlich“ kurzfristig neu überdenken. Die alleinige Förderung des Fußball-Standortes Frankfurt neben Cottbus ist in meinen Augen nicht mehr nachvollziehbar. Das „Zugpferd“ 1. Männermannschaft ist seit Jahren nicht vorhanden, regional gibt es Überschneidungen mit Cottbus und eine Talentschmiede für das Fußballland Brandenburg kann ich nicht erkennen. Das zeigen nicht nur die aktuellen Ergebnisse, sondern auch das steigende Abwerben unserer Nachwuchsspieler durch Bundesligavereine.“
Um zukünftig Talente an den Verein, die Stadt und das Land Brandenburg zu binden, ist die Anerkennung des NLZ in Babelsberg zwingend erforderlich. Talentierte Spieler können momentan für sehr geringe Aufwandsentschädigungen den Verein verlassen und beispielsweise nach Wolfsburg oder Halle wechseln, da der SV Babelsberg 03 ohne NLZ keine Förderverträge abschließen darf.
Almedin Civa: „Talentierte Nachwuchsspieler, die den Sprung in die 1. Mannschaft schaffen könnten, verlassen uns nach wie vor. Eine Entwicklung unseres Vereins bzw. der 1. Männermannschaft wird dadurch enorm erschwert und wir müssen tatenlos mit ansehen, wie unsere sehr gut ausgebildeten Jungs nicht nur den Verein, sondern auch das Land verlassen, wie es das aktuelle Beispiel zeigt.
Was vor einiger Zeit noch als unrealistisch und nicht umsetzbar galt, könnte in Babelsberg nun bald Realität werden. Kleine, zu erwartende Auflagen können mit finanzieller Unterstützung von Sport, Politik und Wirtschaft kurzfristig erfüllt werden. Ein Überdenken der Förderpolitik, Gründungen von Patenschaften oder Unterstützung lokaler Unternehmen sind Beispiele und Wege, den SV Babelsberg 03 mit seiner erfolgreichen Nachwuchsarbeit zu unterstützen.